Blues Geschichte
Bessie Smith, Robert Leroy Johnson, Charlie Patton, John Lee Hooker, Mississippi John Hurt und Willie Dixon, um nur einige zu nennen – sie sind unter anderem meine Helden der Blues Geschichte und der Gitarre. Doch vor diesen ersten Stars gab es viele kleine Musiker, die Mitte des 19. Jahrhunderts in Mississippi den Grundstein für den Blues legten. Gerade sie verdienen es das man sich an sie erinnert.
Viele Schwarze mussten um 1900 noch wie Sklaven auf den Baumwollfeldern der Großgrundbesitzer im Süden der Vereinigten Staaten schuften. Sie sangen Lieder auf dem Feld (Fieldhollers), um die eintönige und harte Arbeit besser ertragen zu können. Den Rhythmus gab die Arbeit vor, die Folge aus immer gleichen Bewegungen. Liebe, Leid und Sehnsucht, davon sangen die Baumwollpflücker.
Die Lieder erinnerten sie an ihre Heimat auf der anderen Seite des Atlantiks. Der wehmütigen Stimmung verdankt die Musikrichtung ihren Namen: Wer sich „blue“ (also „blau“) fühlt, ist traurig oder melancholisch.
Den Feldarbeitern bedeutete die Musik sehr viel. Durch sie konnten sie sich auch in der Gefangenschaft frei fühlen. Sie gab ihnen eine kulturelle Identität. Obgleich die Weißen in den USA diese Musik verachteten (Teufelsmusik), setzten sich die einfachen Melodien durch.
Der Blues revolutionierte die Musikwelt nachhaltig – und beeinflusst bis heute die Rock- und Popmusik.
1865 endete der Amerikanische Bürgerkrieg – und mit ihm offiziell die Sklaverei in allen US-Bundesstaaten. Die Afro-Amerikaner begannen sich allmählich zu emanzipieren. Es entstand eine Szene für Black Music. Doch gleichberechtigt waren die ehemaligen Sklaven und deren Nachkommen deswegen noch lange nicht.
Verbesserung des Alltags
Es sollte ihnen aber fortan möglich sein, sich freier zu entfalten als zuvor – zumindest ein wenig. In Anbetracht der vorherigen Ausbeutung und Unterdrückung war das eine Verbesserung. Vor 1865 hatten sie als Leibeigene umsonst geschuftet, nun sollten sie Lohn für ihre Arbeit erhalten.
Instrumente
Musiker die es sich leisten konnten, kauften sich vom Ersparten ein Musikinstrument. Wobei man wissen muss, daß damals 20 Dollar ein Vermögen und 35-50 Dollar für eine Dobrogitarre gänzlich unerschwinglich waren. Wer geschickt genug war, baute sich deshalbalternativ aus dem Müll der Wohlhabenden eine Gitarre, deren Resonanzkörper etwa aus Zigarrenkisten bestand. Ausgediente Waschbretter wurden zu Rhythmusinstrumenten umfunktioniert. Auch Mundharmonikas und Harmonikas aus Deutschland waren erschwinglich – und damit sehr beliebt.
Wie der Blues weiterentwickelt wurde
Die Musiker entwickelten die einfachen Arbeiterlieder weiter und strickten populäre Songs daraus. So formierten sich viele Bands. Als Konzerthallen dienten Holzschober und Scheunen, sogenannte Juke Joints. Diese Ur-Blues-Musik erfreute sich wachsender Beliebtheit. Der populäre Blues beeinflusste und befruchtete viele andere Musikstile. Er wurde Wegbereiter für Jazz, Soul, Funk und Rock’n’Roll. Er vermischte sich mit der jeweiligen Folkloremusik, die mit den Einwanderern aus aller Welt in die USA kam. Und er begründete eine neue Musikrichtung, den Rhythm ’n‘ Blues (R’n’B, gesprochen „Ar-n-Bi“).
Der R’n’B-Sound inspirierte viele weiße Musiker, nicht nur in den USA. In den 1960er-Jahren entwickelte sich eine große R’n’B-Szene in Großbritannien. Die R’n’B-Musiker Europas wollten sich vom kommerziellen Beat und Soul abgrenzen. Sie erkoren die Blues-Veteranen aus den Staaten zu ihren Vorbildern und Idolen.
Musiker unserer Tage
Musiker wie Eric Clapton, Jeff Beck, Alvin Lee und Bands wie die Yardbirds, Ten Years After, Cream und nicht zuletzt die Reling Stones waren Vertreter dieser R’n’B-Gemeinde in Großbritannien. Ihre Musik fand großen Anklang in der Heimat des Blues. Der Rest ist Musikgeschichte.